Inside Schüttgut

  • Autor:

    Natalie Blaser

  • Datum: 24.05.2017

Schneller sorgfältig sortiert!

Das vom KIT und seinen Projektpartnern entwickelte Sortiersystem für Schüttgut ist hoch effizient und revolutioniert die Sortieranlagen.

Egal ob Diamanten, Tabak, Getreide, Zucker, Weintrauben oder auch Müll – auf ihrem Weg zum Endprodukt sind Bandsortieranlagen eine Zwischenstation. Die Anlagen sortieren Fremdkörper aus, wie beispielsweise bei der Weintraubenernte die fauligen Beeren, Blätter und Insekten. Diese Fremdkörper hinterlassen nämlich Bitterstoffe und minimieren dadurch die Qualität des Weins.

Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) und des Fraunhofer-Instituts für Optronik, Systemtechnik und Bildauswertung (IOSB) haben nun ein System entwickelt, das schneller, sorgfältiger und günstiger sortiert als die bisherigen Sortiersysteme. Mit beteiligt an dem Gemeinschaftsprojekt mit dem Titel „Inside Schüttgut“, waren auch die Ruhr-Universität Bochum und die Technischen Universität Berlin.

Das Ergebnis des Projekts – gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie – ist ein neues Sortiersystem, das an Stelle der bisher verwendeten Linienkameras sogenannte Flächenkameras nutzt, die das Schüttgut aus unterschiedlichen Perspektiven erfassen. Dadurch ist eine bessere Unterscheidung der Objekte auf dem Sortierband möglich. Die herkömmlichen Linienkameras dagegen erfassen die Objekte nur auf einem kurzen Abschnitt des Bandes – die Klassifizierung ist grob, mehrere Sortierdurchläufe sind notwendig. Mit Flächenkameras, die das neue System verwendet, ist das Geschichte. Denn die Aufnahmen der Kamera aus unterschiedlichen Perspektiven lassen die Anwendung von Trackingalgorithmen zu. Auf Grundlage der Messdaten sagen diese voraus, wie sich die Objekte auf dem Band bewegen und abgeworfen werden. Von Vorteil ist das Wissen über das Bewegungsverhalten der Objekte vor allem bei unruhigem Sortiergut, wie bei Pfefferkörnern, die nicht einfach auf dem Band an Ort und Stelle liegen bleiben, sondern sich willkürlich bewegen. Durch die Trackingalgorithmen zur Objektverfolgung können Zeitpunkt und Position der Objekte genauer bestimmt und Fremdkörper somit zielsicherer aussortiert werden.

 

 Auf Bandsortieranlagen wird jegliches Schüttgut nach Größe und Qualität sortiert. Fremdkörper werden erfasst und abgeworfen.
Auf Bandsortieranlagen wird jegliches Schüttgut nach Größe und Qualität sortiert. Fremdkörper werden erfasst und abgeworfen. (Quelle: Fraunhofer IOSB)

 

Bereits bestehende Sortieranlagen müssen nicht ersetzt werden, um die Vorteile des neu entwickelten Sortiersystems zu genießen. Ihre Genauigkeit kann durch ein Software-Update kostengünstig erhöht werden.

Dass die neue Technologie überhaupt praxistauglich ist, wurde durch ihren Einsatz in den Sortieranlagen des Fraunhofer IOSB getestet.

Professor Uwe Hanebeck vom Institut für Intelligente Sensor-Aktor-Systeme (ISAS) sieht im neuen Sortiersystem auch einen wirtschaftlichen Vorteil: Wird das neue System erst einmal bundesweit in den Bandsortieranlagen eigesetzt, könnte eine Verbesserung der Sortiervorgänge durch das neu entwickelte System Milliarden einsparen.

Weitere Informationen zum Projekt finden sich in der dazugehörigen Publikation (PDF).