Der Herr der Algorithmen

Der Herr der Algorithmen

Der gute alte Commodore 64; der war es, der in den Achtzigern bei Peter Sanders, wie bei vielen seiner Generation, die Leidenschaft für Computer und die Informatik weckte. Bald darauf schnupperte er mit dem Sieg beim Bundeswettbewerb Informatik zum ersten Mal Gewinnerluft. Nur kurze Zeit später belegten er und zwei Mitstreiter mit der Idee eines Gedichte-Generators den ersten Platz in der Kategorie Mathematik/Informatik bei „Jugend forscht. “Hey, das mit der Informatik, das kann ich wohl ganz gut.“, dachte sich der junge Forscher so im Stillen, zog aber auch Physik oder Archäologie als Studienfach in Betracht. “Ganz gut“ ist heute mehrfach ausgezeichnet und Peter Sanders zählt international zu DEN Algorithm Engineering-Experten überhaupt.
Geboren und aufgewachsen in Westfalen, zog es Peter Sanders nach Schule und Abitur zum Informatik-Studium an die damalige Universität Karlsruhe (heute Karlsruher Institut für Technologie). Mit einem Stipendium der Fullbright Kommission verbrachte er einen Teil seines Studiums in Raleigh, North Carolina. Nach seinem Abschluss und der Promotion in Karlsruhe arbeitete Peter Sanders ab 1997 sieben Jahre lang am Max-Planck-Institut für Informatik in Saarbrücken. Zeitgleich mit seiner Rückkehr an die Universität Karlsruhe erhielt er 2004 den Forschungspreis „Technische Kommunikation“ der Alcatel SEL Stiftung, eine der renommiertesten Einzelauszeichnungen für außerindustrielle Forschung. Im selben Jahr kehrte Peter Sanders zurück nach Karlsruhe und leitet seither den Lehrstuhl Algorithmik II am Institut für Theoretische Informatik am KIT.


Algorithmen (präzise mathematische Vorschriften zur Verarbeitung von Daten) stellen das Herzstück jeder Computeranwendung dar und sind damit eine Schlüsseltechnologie für die Informationsgesellschaft. Peter Sanders’ Forschung betrifft vielfältige Aspekte der Algorithmentheorie und besonders des Algorithm Engineering. Dieses führt realistische Modellierung, praxis-orientierten Algorithmenentwurf, mathematische Analyse, ausgefeilte Implementierung und ausführliche experimentelle Evaluierung effizienter Algorithmen zusammen. Schwerpunkte der Arbeit von Peter Sanders und seiner Arbeitsgruppe liegen in der effizienten Handhabung und Strukturierung sehr großer, verteilt gespeicherter Datenmengen; in der effizienten und flexiblen Routenplanung; in der Optimierung von Suchmaschinen und Datenbanken und in der Parallelverarbeitung d.h. der gleichzeitigen Verarbeitung großer Datenmengen durch endlich viele Prozessoren.


Peter Sanders ist an mehreren DFG-Schwerpunktprogrammen und -Projekten zum Thema Algorithm Engineering beteiligt und leitet die Fachgruppe 0.1.3 „Parallel and Distributed Algorithms“ der Gesellschaft für Informatik. Bis heute kann er auf über 160 wissenschaftliche Veröffentlichungen zurückblicken, ist Mitherausgeber des ACM Journal of Experimental Algortihmics, Mathematical Programming Computation und Teil mehrerer Advisory Boards.


Für seine Forschungsarbeit am KIT wurden er und Kollegen im Laufe der Jahre mehrfach ausgezeichnet: 2008, 2009 und 2011 erhielt er den Google Research Award für seine Leistungen auf dem Gebiet der Routenplanung. Neben Preisträger ist Peter Sanders auch Weltrekordhalter: 2010 hatte das Forscherteam um Peter Sanders und Prof. Ulrich Meyer von der Universität Frankfurt im Wettrennen mit den USA die Nase vorn und knackte den Weltrekord in energieeffizienter Verarbeitung großer Datenmengen. Für diese Leistung wurden die Wissenschaftler 2011 auch zum „Ausgewählten Ort“ im Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ausgezeichnet. Ende 2011 folgte schließlich der Höhepunkt: Für seine langjährige Arbeit auf dem Gebiet des Algorithm Engineering erhielt Peter Sanders den Gottfried-Wilhelm-Leibniz Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Und der nächste Preis liegt bereits in der Luft. Anfang des Jahres gab Google bekannt, dass Prof. Peter Sanders und Prof. Dorothea Wagner gemeinsam mit Prof. Hannah Bast der Universität Freiburg den Google Focused  Research Award für ihre Forschungen zum Routenplaner der Zukunft erhalten.


Wenn Peter Sanders mal nicht mit Algorithmen herumjongliert, dann verbringt er soviel Zeit wie möglich mit seiner Familie und in der Natur, zum Beispiel beim Schneeschuhwandern im Schwarzwald. Oder er legt die Informatik-Fachliteratur beiseite und liest einen Fantasy-Roman; auch sein Fast-Studienfach Archäologie und geschichtliche Themen interessieren den Wissenschaftler bis heute privat sehr.

Wir sind überzeugt, dass Peter Sanders auch ein fantastischer Archäologe oder Physiker geworden wäre, sind aber froh, dass er sich für die Informatik entschieden hat und gratulieren ganz herzlich zur heutigen Verleihung des Leibniz-Preises.